Geschichte Lernzettel

NS-Wirtschaftspolitik – „Erfolge“ oder Scheinblüte?

Test am 12.12.2025

Basierend auf dem Unterrichtsmaterial – Alles Wichtige für die Klassenarbeit

Die Kernfrage: Wirtschaftswunder oder Scheinblüte?

Problemstellung: Noch heute hört man manchmal: „Es war doch nicht alles schlecht unter Hitler.“ Als „Erfolge“ werden oft wirtschaftspolitische Maßnahmen angeführt. Doch was steckt wirklich dahinter?

Der Mythos

„NS-Wirtschaftspolitik als Erfolg“

  • Starker Rückgang der Arbeitslosigkeit
  • Vollbeschäftigung erreicht
  • Wirtschaftlicher Aufschwung
  • Großprojekte (Autobahnen)

Die Realität

„Kriegsvorbereitung und Manipulation“

  • Kein nachhaltiges Wirtschaftswunder
  • Kriegswirtschaft als Primärziel
  • Statistische Tricks
  • Immense Schulden

Merksatz: Kein Wirtschaftswunder, sondern eine schuldenfinanzierte Kriegsvorbereitung mit verheerenden Folgen.

Die wichtigsten Statistiken

Zahlen aus dem Material – kritisch betrachtet:

25,9% → 0,5%
Arbeitslosigkeit 1933-1939
0,6 → 32,3 Mrd. RM
Rüstungsausgaben 1932-1939
11,4 → 19,1 Mrd. RM
Staatsverschuldung 1932-1938
Jahr Arbeitslosigkeit Rüstungsausgaben Staatsverschuldung
1933 25,9% 0,72 Mrd. RM 11,69 Mrd. RM
1935 10,3% 5,15 Mrd. RM 12,45 Mrd. RM
1938 1,9% 15,50 Mrd. RM 19,10 Mrd. RM
1939 0,5% 32,30 Mrd. RM o.A.

Zusammenhang erkennen:

Die sinkende Arbeitslosigkeit hängt direkt mit den steigenden Rüstungsausgaben zusammen:

  • Mehr Rüstungsausgaben = mehr Arbeitsplätze in der Rüstungsindustrie
  • Die „Vollbeschäftigung“ wurde durch Kriegsvorbereitung erreicht
  • Finanziert durch immer höhere Staatsverschuldung

Der Vierjahresplan 1936

Hitlers geheime Denkschrift zeigt das wahre Ziel der NS-Wirtschaftspolitik.

„Ich stelle damit folgende Aufgabe:
1. Die deutsche Armee muß in 4 Jahren einsatzfähig sein.
2. Die deutsche Wirtschaft muß in 4 Jahren kriegsfähig sein.“ Hitler, August 1936

Ziele des Vierjahresplans:

  1. Kriegsfähigkeit: Armee und Wirtschaft sollten in 4 Jahren kriegsfähig sein
  2. Autarkie: Unabhängigkeit von Rohstoffimporten
  3. Eigene Produktion: Steigerung von Benzin, Gummi, Eisenerz

Warum diese Beispiele?

Hitler nennt Benzin, Gummi und Eisenerz, weil:

  • Diese Stoffe kriegswichtig sind
  • Sie für die Rüstungsindustrie essenziell sind
  • Deutschland von Importen unabhängig werden sollte
  • Durch synthetische Produktion Krieg auch ohne ausländische Lieferungen möglich sein sollte

Wichtig für den Test: Der Vierjahresplan war kein Wirtschaftsprogramm für Wohlstand, sondern ein Programm zur systematischen Kriegsvorbereitung.

Warum sank die Arbeitslosigkeit wirklich?

Die Gründe sind komplex und widerlegen den Mythos vom "Wirtschaftswunder".

Was wie ein Erfolg aussah

  • Starker Rückgang von 25,9% (1933) auf 0,5% (1939)
  • Vollbeschäftigung erreicht
  • Großprojekte (Autobahnen)

Die wahre Ursache

  • Rüstungsindustrie als größter Arbeitgeber
  • Statistische Tricks
  • Staatsinterventionen
  • Keine marktwirtschaftliche Erholung

4 Hauptgründe für sinkende Arbeitslosenzahlen:

  1. Rüstungsboom: Explodierende Rüstungsausgaben schufen Arbeitsplätze
  2. Wehrpflicht (1935): Eingezogene Männer galten nicht als arbeitslos
  3. Reichsarbeitsdienst (RAD): Pflichtdienst schönte die Statistik
  4. Frauenverdrängung: Druck auf Frauen, aus dem Berufsleben auszutreten

Achtung: Die wirtschaftliche Erholung hatte bereits in der Weimarer Republik begonnen! Die NSDAP profitierte und nutzte sie propagandistisch aus.

Reichsarbeitsdienst (RAD)

Eingeführt 1935 – ein Instrument zur Arbeitslosenstatistik-Manipulation.

Fakten zum RAD:

  • Halbjähriger Pflichtdienst für männliche Jugendliche (18-25)
  • Für Frauen freiwillig
  • Einsatz bei Baumaßnahmen oder in der Landwirtschaft
  • Schlecht bezahlt – keine echte Arbeitsstelle
  • Wichtige Funktion für Wirtschaft und NS-Erziehung

Wie der RAD die Statistik manipulierte:

  • RAD-Mitglieder galten nicht als „arbeitslos“
  • Dadurch künstliche Senkung der Arbeitslosenzahl
  • Gleichzeitig politische Indoktrination
  • Vorbereitung auf Militärdienst

Merke: Der RAD war keine „Beschäftigungsmaßnahme“, sondern ein Instrument zur Statistikmanipulation und politischen Erziehung im NS-Sinn.

Warum es KEIN Wirtschaftswunder war

Vier Argumente gegen die These vom NS-Wirtschaftswunder:

1. Keine originäre NS-Leistung

  • Wirtschaftliche Erholung begann bereits in Weimarer Republik
  • Autobahnprojekte waren vorgeplant
  • NSDAP führte Pläne nur fort und nutzte sie propagandistisch

2. Statistische Manipulation

  • Wehrpflicht: Soldaten nicht in Arbeitslosenstatistik
  • Reichsarbeitsdienst: Pflichtdienstler nicht als arbeitslos
  • Frauenverdrängung: Frauen aus Statistik gedrängt

3. Kriegswirtschaft als Primärziel

  • Rüstungsindustrie war größter Arbeitgeber
  • Ziel war Kriegsfähigkeit, nicht Wohlstand
  • Vierjahresplan 1936: Systematische Kriegsvorbereitung

4. Katastrophale Finanzpolitik

  • Immense Staatsverschuldung
  • Deutschland stand vor dem Bankrott
  • Geplanter Ausweg: Krieg und Eroberung

Der hohe Preis der NS-Wirtschaftspolitik

Die vermeintlichen „Erfolge“ hatten verheerende Konsequenzen.

Kurzfristige Scheinerfolge:

  • Sinkende Arbeitslosenzahlen
  • Vollbeschäftigung (auf dem Papier)
  • Großprojekte (Autobahnen, Prachtbauten)
  • Propagandistischer Erfolg

Langfristige Katastrophe:

  • Staatsbankrott: Immense Verschuldung
  • Kriegswirtschaft: Ausrichtung auf Zerstörung
  • Raubkrieg: Eroberung als „Lösung“ für Wirtschaftsprobleme
  • Zweiter Weltkrieg: 60 Millionen Tote
  • Moralischer Bankrott: Menschenverachtende Politik
„Um diesen [Bankrott] abzuwenden, hatten die Nationalsozialisten einen Krieg zur Eroberung und Ausbeutung unterworfener Länder mit neuen Wirtschafts- und Rohstoffräumen bereits fest eingeplant.“ Aus dem Unterrichtsmaterial

Fazit & Prüfungsstrategie

Alles Wichtige für die Klassenarbeit zusammengefasst.

Das muss in deiner Antwort stehen:

  1. Statistiken analysieren: Arbeitslosigkeit ↓, Rüstung ↑, Schulden ↑
  2. Zusammenhang erklären: Arbeitsplätze durch Rüstungsindustrie
  3. Vierjahresplan zitieren: Ziel = Kriegsfähigkeit, nicht Wohlstand
  4. Manipulation benennen: Wehrpflicht, RAD, Frauenverdrängung
  5. Fazit ziehen: Kein Wirtschaftswunder, sondern kriegsorientierte Scheinblüte

So argumentierst du überzeugend:

Behauptung: „Unter Hitler gab es ein Wirtschaftswunder.“

Deine Antwort: „Das stimmt nicht, denn...“

  1. „...die Arbeitslosenstatistik wurde manipuliert (Wehrpflicht, RAD)“
  2. „...der Aufschwung basierte auf Rüstungsausgaben, nicht auf nachhaltigem Wachstum“
  3. „...das Ziel war Kriegsvorbereitung, nicht Wohlstand (Vierjahresplan)“
  4. „...die Politik führte in den Bankrott und zum Krieg“

Übungsaufgabe für den Test:

Aufgabe: „Erkläre, warum die sinkende Arbeitslosigkeit unter den Nationalsozialisten kein Wirtschaftswunder war.“

Lösungshinweise:

  • Statistische Manipulation durch Wehrpflicht und RAD nennen
  • Rüstungsindustrie als Hauptarbeitgeber erwähnen
  • Vierjahresplan als Beleg für Kriegsausrichtung zitieren
  • Staatsverschuldung als Finanzierungsweg beschreiben

Abschlussmerkatz: NS-Wirtschaftspolitik = Schulden + Rüstung + Manipulation = Krieg